Ulla Lenze

Ausgezeichnet mit dem Jürgen Ponto-Preis für das beste Debüt 2003, dem Rolf-Dieter-Brinkmann-Förderpreis und dem Ernst-Willner-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbwerb

Martha ist Lukas’ Schwester. Ist das ein Grund, sich nach einem Jahr der Trennung auf den Bruder zu freuen? Als Lukas aus Indien zurückkehrt, ist er von seinen Eindrücken überwältigt, die Begegnung mit einem Wandermönch hat ihn verwandelt. Er glaubt, gefunden zu haben, was ihn glücklich macht. Martha sträubt sich gegen seine unglaublichen Berichte. Lukas findet sich zu Hause nicht zurecht. Er wird krank und erblindet. Martha überwindet sich, den Bruder nach Indien zu begleiten, um den rätselhaften Mönch wieder zu finden. Ein gegensätzliches Paar macht sich auf die Reise: Die misstrauische Schwester führt den blinden Bruder auf der Suche nach einem Geheimnis, das zwischen den beiden selber liegt.


Ulla Lenze erzählt mit scharfem Blick von der bedrohlichen Enge eines Geschwisterpaares. Sie nimmt die Leser mit auf ein Abenteuer, das von der Macht des Glaubens und der Geschichten, von Abendland und Osten handelt. Sie zeigt, wie das scheinbar weit Entfernte zusammengehört. Schwester und Bruder – ein Roman über das, was wichtig ist. Und über die Gefahr, auf der Suche danach das Wichtigste zu vergessen.

Schwester und Bruder
Roman
DuMont, 2. Aufl. 2004, ca. 224 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3832178543

»Die Geschichte von Bruder und Schwester, das leise Drama ihrer Liebe, um die sie wie im Märchen gegenseitig ringen, ist die unerwartete Gegenkraft in diesem Indienroman, der damit auf untypische Weise seine beiden Hemisphären gekonnt in der Waagschale halten kann. «

Claudia Kramatschek, Deutschlandfunk Büchermarkt

»Ulla Lenze reißt, ähnlich wie Patrick Roth oder Peter Handke, im Diesseits Himmel voller Wunder, einen Horizont innerweltlicher Transzendenz auf. Aber sie tut es so unverkrampft, leichthändig und spannend, daß ihre Geschichte nie peinlich oder pastoral wird.«

Martin Halter, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Durch die mystische Erfahrung des Bruders steht Lenzes Roman in der Tradition der großen Indien-Bücher etwa von Mircea Eliade oder Hermann Hesse – eine Tradition, die Lenze aber zugleich auch hinter sich lässt durch eine raffinierte Konstruktion. […] Eine Erzählung, die vor den letzten Fragen nicht zurückscheut, ohne sich jemals hinter die schützenden Barrieren der Philosophie zurückzuziehen. Mit Souveränität verknüpft der Roman Zeit- und Handlungsebenen, nicht als formales Experiment, sondern im Dienst einer Geschichte, die ihren Rätselcharakter bis zuletzt verdichtet.«

Oliver Cech, WDR3 Resonanzen

»Die Schwester achtet, nicht anders als der Bruder, ein Unaussprechliches, in das jedes menschliche Handeln eingebettet ist, und es ist dieses Unaussprechliche, das den Roman bis zuletzt trägt.«

Jörg Platz, Frankfurter Rundschau

»Ein interessantes Experiment: eine Reise, erzählt von jemandem, der nicht verreisen und sich nicht verändern will, und dem es doch geschieht – Ulla Lenze führt es mit großer Genauigkeit und Könnerschaft durch. Und schafft es tatsächlich, einen indischen Selbstfindungs-Roman zu schreiben, der völlig ohne esoterische Verbrämung auskommt und das Fremde nicht ans Klischee verrät.«

Sophie von Glinski, Literaturen