Ulla Lenze

»Ein hoch intelligenter Roman über Öko-Ethik-Missionare und ihr grandioses Scheitern.«


punkt.ch

Archanu, das ist der Name der Einheimischen für jenen subtropischen Ort, an dem Europäer ihre Kolonie »Morgenstadt« errichtet haben, in der nur bleiben darf, wer in völligem Einklang mit sich und der Welt zu leben verspricht. Marie hat einiges auf sich genommen, um dorthin zu gelangen. Kurz vor dem Abitur hat sie sich über die Widerstände ihrer Eltern hinweggesetzt und sämtliche Warnungen des Sektenberaters Ganto in den Wind geschlagen: Marie will sich ihren eigenen Eindruck von diesem angeblich nur »etwas zu groß geratenen Bioladen im Dschungel« machen. Und sie gerät mitten hinein in verwirrende Tatsachen. Hier, wo die Leute vom You-are-the-Buddha-Workshop nach einer Atempause beim Weizengrasdrink zum Dienst an der Natur in den Freedom Forest eilen, kann sie sich leicht selbst davon überzeugen, wie die Morgenstädter sich in ihre eigenen ideologischen Widersprüche verstricken und wie der Widerstand der Einheimischen gegen die begüterten Heilsbringer immer mehr an Schärfe zunimmt. Von all dem will sie Ganto, ihrem »Teufelsaustreiber«, berichten, in den und das muß sie sich allmählich eingestehen sie sich offenbar verliebt hat. Archanu ist die Geschichte eines Aufbruchs zur Wahrheitssuche und die Geschichte vom Einbruch der Idee, irgendwo im Nirgendwo könne gänzlich unabhängig vom Bestehenden eine kleine heile Welt entstehen.

Archanu
Roman
Ammann Verlag, Herbst 2008, 240 Seiten

»Ulla Lenzes Sprache mit ihrem zündenden Witz, ihre Gabe der scharfen Beobachtung und ihr ausgesprochener Sinn für Ironie vermögen den Leser rasch zu fesseln; auch wahrt ihre Story die Balance zwischen Stoff und Reflexion.«

Beatrice Eichmann-Leutenegger, Neue Zürcher Zeitung

»Ulla Lenze unternahm mit sechzehn Jahren eine Reise nach Indien, die all ihre Gewissheiten und die Grundfesten ihrer Identität erschütterte; seither reist oder schreibt sie (was ja am Ende auch auf dasselbe hinausläuft) als Stadtschreiberin in Damaskus oder als Vorleserin am Golf. […] Das Interesse an Indien oder neuerdings auch am Islam ist bei Lenze nicht ästhetisch, politisch oder spirituell motiviert; es ist persönlich oder, um ein großes Wort zu benutzen, existentiell […] Archanu, spannend erzählt in einer kühlen, geradlinigen und doch eigenwillig poetischen Sprache, kann man nicht leicht zuschlagen, und wenn man durch ist, dann ist man noch lange nicht fertig damit.«

Martin Halter, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Archanu ist ein in jeder Weise wunderbares Buch über die Wirren des Erwachsenwerdens. Ulla Lenze hat damit ein weiteres Mal ihr großes Talent unter Beweis gestellt.«

Petra Pluwatsch, Kölner Stadtanzeiger

»[Ulla Lenze] hat mit diesem Buch die alte Form des Briefromans wieder belebt, allerdings in einer eigenwilligen Form: Marie schreibt im Kopf unablässig Briefe an Ganto, die sie jedoch nie abschickt, und sie erfindet immer neue Antworten von ihm. Dieses dialogische Prinzip verschafft dem Roman einen klaren und zupackenden, direkten und frischen Ton.«

Frank Meyer, Deutschlandradio Kultur